Technisch stellt der Blendenwert das Verhältnis von Objektiv-Öffnung zur Objektiv-Brennweite dar. Bei einem 50-mm-Objektiv bedeutet eine Blende von 1:2,0, dass die Blendenöffnung 25 mm beträgt (Brennweite 50 mm : Blende 2,0 = Objektiv-Öffnung 25 mm).

Kamera- und Objektivhersteller haben sich auf eine Blendenreihe geeinigt, die bei theoretischem Öffnungsverhältnis von 1:1 beginnt und bei 64 endet:

1 - 1,4 - 2 - 2,8 - 4 - 5,6 - 8 - 11 - 16 - 22 - 32 - 45 - 64

Ein kleiner Blendenwert bedeutet eine große Öffnung der Blende. Je größer der Wert, um so weiter wird die Blende geschlossen. Bei offener Blende dringt mehr Licht auf den Bildsensor. Dieser benötigt zur Aufnahme eine bestimmte Lichtmenge. Die Wirkung der Blende wird dabei häufig mit einem Wasserhahn verglichen. Um einen Eimer mit Wasser zu füllen, brauchen wir bei einer leichten Öffnung mehr Zeit, bis der Eimer gefüllt ist. Bei weiter geöffnetem Ventil füllt sich der Eimer schneller. Ebenso können wir die Belichtungszeit reduzieren, indem wir die Blende weiter öffnen.

Manche Kamerahersteller erlauben Zwischenschritte in ½- oder ⅓-Stufen. Die Blendenreihe setzt sich jeweils um einen Faktor von etwa 1,4 fort. Das ist die Wurzel aus der Zahl 2. Da für den Lichteinfall die Fläche der Blendenöffnung und nicht etwa der Durchmesser, ergibt sich beim Zuwachs des Öffnungsdurchmessers um 1,4 (Wurzel aus 2) jeweils eine Verdopplung der Fläche und somit eine Verdopplung der Lichtmenge.

Die größte Blendenöffnung eines Objektives nennt man auch Lichtstärke oder Anfangsöffnung. Sie liegt bei Normalobjektiven bei 1:1,4 bis 1:2,0. Sehr teure Objektive erreichen hier die Anfangsöffnung von 1:1,2 oder gar 1:1,0. Lichtstarke Zoom-Objektive beginnen bei 1:2,8 oder 1:4.0.

Die kleinste Blendenöffnung liegt bei den meisten Objektiven zwischen 16 und 32. Einige wenige Spezialobjektive erlauben noch kleinere Blendenöffnungen.

Auswirkung der Blende auf die Steuerung der Lichtmenge

Wir steuern die Lichtmenge über die  Belichtungszeit, den ISO-Wert und die Blende. Alle drei Werte ergänzen sich und kompensieren sich gegenseitig. Öffne ich die Blende um eine Belichtungsstufe von 1:4,0 auf 1:2,8 verdoppelt sich die Lichtmenge, die durch das Objektiv fällt. Zur Kommentierung müsste ich bei gleichem Umgebungslicht die Belichtungszeit verdoppeln (beispielsweise von 1/60 auf 1/30 Sekunde) oder den ISO-Wert erhöhen (beispielsweise von ISO 100 auf ISO 200).

Auswirkung der Blende auf die Tiefenschärfe

Setzen wir ein Objektiv mit einer bestimmten Brennweite an unserer Kamera mit einem festen Abstand zum Objekt ein, reduziert sich die Tiefenschärfe, je weiter wir die Blende öffnen (kleiner Blendenwert). Umgekehrt vergrößert sich die Tiefenschärfe, je kleiner die Blendenöffnung  (je größer der Blendenwert) den wir einstellen. Bei gegebenem Umgebungslicht müssen wir die kleinere Blendenöffnung mit längerer Belichtungszeit oder höherem ISO-Wert kompensieren.

Beispiel: Wir messen bei Blende 1,4 und ISO 100 eine Belichtungszeit von 1/500 Sekunde. Für eine größere Tiefenschärfe bei einer Landschaftsaufnahme möchten wir aber Blende 8 verwenden. Das sind 5 Blendenstufen höher, also brauchen wir ein 32x längere Belichtungszeit (von Blende 1,4 auf 2,0 = 2-fach, Blende 2,8 = 4-fach, Blende 4,0 = 8-fach, Blende 5,6 = 16-fach, Blende 8,0 = 32-fach). Das wäre 1/15 Sekunde (umgekehrt die Belichtungszeit um 5 Stufen verlängern = 1. Stufe 1/250 - 2. Stufe = 1/125 - 3. Stufe = 1/60 - 4. Stufe = 1/30 - 5. Stufe = 1/15). Für die Aufnahme mit Blende 8 benötigten wir im obigen Beispiel ein Stativ oder müssten anstelle mit Zeit zumindest ein Teil der Belichtung über den ISO-Wert kompensieren.

Wenn Du Deine Kamera benutzt, ist immer die maximale Blendenöffnung am Objektiv eingestellt. Nur für den Zeitpunkt der Belichtung wird die Blende kurz auf den eingestellten oder ermittelten Wert eingestellt. Auf diese Weise hat man im Sucher immer ein helles Bild mit minimaler Tiefenschärfe. Das erleichtert die Bildkontrolle und die Fokussierung. Manche Kameras verfügen über eine Abblendtaste. Durch Drücken dieser Taste - oft auf der Kameravorderseite neben oder schräg unterhalb des Objektivs platziert - wird die Blende entsprechend dem gewählten Wert geschlossen und man kann bei einem mitunter deutlich dunkleren Bild einen Eindruck zur Tiefenschärfe gewinnen. Manche Kameras haben zudem eine Entfernungsskala, auf der die unterschiedliche Tiefenschärfe bei verschiedenen Blendeneinstellungen gezeigt wird.

Welche weiteren Größen steuern die Tiefenschärfe?

Grundsätzlich wird die Tiefenschärfe von nur zwei Größen beeinflusst: der Blende und dem Abbildungsmaßstab.

Der Abbildungsmaßstab gibt das Verhältnis zwischen der tatsächlichen Größe eines Objektes und der Abbildungsgröße auf der Film- oder Sensorebene an. Fotografieren wir einen 2 Meter großen Menschen (2 m = 2000 mm), der auf dem Bildsensor 20 mm groß abgebildet wird, erreichen wir einen Abbildungsmaßstab von 1:100 (2000/20).

In den Abbildungsmaßstab fließen folglich folgende Parameter:

  1. die Entfernung zur Kamera
  2. die Brennweite und damit der Bildwinkel des Objektives
  3. die Größe des Bildsensors

Daraus lässt sich ableiten, dass bei gleicher Blende

  • der Tiefenschärfe-Effekt mit zunehmender Entfernung abnimmt
  • der Tiefenschärfe-Effekt mit zunehmender Brennweite zunimmt
  • der Tiefenschärfe-Effekt bei größeren Bildsensoren stärker ausfällt, als bei Kameras mit sehr kleinen Bildsensoren

Wie setze ich die Automatik meiner Kamera in Bezug auf die Blende ein?

  • Ist die Tiefenschärfe unerheblich, kannst Du problemlos die Blendenautomatik oder Programmautomatik an Deiner Kamera verwenden. Die Blende wird im Rahmen der Erfordernisse von der Automatik eingestellt und du hast mal mehr, mal weniger Tiefenschärfe im Bild.
  • Möchtest Du die Tiefenschärfe kontrollieren, stellst Du besser die Kamera auf die Zeitautomatik mit Blendenvorwahl ein. Nun kannst Du die gewünschte Blende einstellen und die Kamera ermittelt aufgrund der Belichtungsmessung die geeignete Belichtungszeit.
  • Möchtest Du in kritischen Lichtsituationen mit möglichst kleiner Blendenöffnung fotografieren, solltest Du die Blendenautomatik mit längsmöglicher Verschlusszeit für eine Freihandaufnahme (z. B. 1/60 Sekunde bei einem Normalobjektiv) wählen. Damit ist die Blende variabel, Du erhältst aber stets die kleinstmögliche Blendenöffnung und damit die größtmögliche Tiefenschärfe.

Welche Blendeneinstellung nutzt man für welche Motive?

Portraits werden mit einer Brennweite von idealerweise 50-100 mm bei einer möglichst offenen Blende (5,6 oder größere Öffnung) fotografiert. Hierbei sollten immer die Augen der portraitierten Person scharf gestellt werden.

Bei Landschaften oder Städteansichten wollen wir möglichst vom Vordergrund bis in den Hintergrund alles scharf stellen. Hierfür setzen wir eine möglichst weit geschlossene Blende ein. Für einen maximalen Schärfebereich schalten wir den Autofocus ab und stellen manuell die Hyperfokaldistanz ein (siehe Tag 'Hyperfokaldistanz' rechts oben.

Makroaufnahmen bieten aufgrund des großen Abbildungsmaßstabs nur wenige Millimeter scharf ab. Daher solltest Du auch hier eine kleine Blendenöffnung einstellen.

Bei Sportaufnahmen brauchen wir kurze Belichtungszeiten und sollten eine möglichst weit offene Blende einstellen.